Managementpläne für Welterbestätte

Was macht eine UNESCO-Welterbestätte eigentlich so besonders? Oft ist es nicht nur das ikonische Bauwerk oder die beeindruckende Landschaft selbst, sondern die Gesamtheit an Merkmalen, die ihre Bedeutung sichtbar macht. Diese Merkmale nennt man Welterbe-Attribute. Sie sind der Schlüssel, um den außergewöhnlichen universellen Wert (Outstanding Universal Value, OUV) einer Stätte zu verstehen, zu schützen und zu vermitteln.


Von Ikonen zu komplexem Welterbe

In den Anfangsjahren der Welterbekonvention war vieles einfacher: Ikonische Stätten wie die Chinesische Mauer oder der Aachener Dom wurden fast selbstverständlich anerkannt. Die Antragsuntelagen umfassten of nur wenige Seiten, von Managementplänen war noch nicht die Rede. Heute ist das anders. Mit der wachsenden Zahl an Stätten, neuen Entwicklungsprojekten und komplexen Schutzanforderungen ist eine präzise Dokumentation und Bewertung nötig geworden. Hier treten die Attribute ins Spiel.


Was sind Welterbe-Attribute?

Die UNESCO unterscheidet seit 2022 klar zwischen Werten und Attributen:

  • Werte (Values): erklären, warum eine Stätte bedeutend ist.

  • Attribute (Attributes): zeigen, wie sich diese Bedeutung ausdrückt.

Attribute können materiell sein, etwa Bauwerke, Materialien oder Stadtgrundrisse – oder immateriell, z. B. Zeremonien, Handwerkstechniken oder visuelle Beziehungen zur Landschaft.

  1. Beispiel:
    Das
    Residenzensemble Schwerin hat den Wert „Außergewöhnliches Architektur und Landschaftsprogramm im historischen Stil des 19. Jahrhunderts“. Die Attribute sind ihre Architektur, die Baustile, die Sichtachsen und die Konzeption des Ensembles im Zusammenspiel mit der Landschaft.

  2. Beispiel:
    Das
    Augsburger Wassermanagement-System hat den Wert ‚Kontinuität des Systems‘. Ein Beispiel dafür ist die im Stadtrecht verankerte Bachauskehr, die bereits seit 1276 jedes Jahr zur Reinigung und Wartung der Kanäle durchgeführt wird.

Augsburger Stadtrecht von 1276

Augsburger Stadtrecht von 1276, nach wie vor gelebte Praxis


Warum Attribute so wichtig sind

Die Erfassung von Attributen ist keine Nebensache, sondern ein zentraler Baustein im Welterbe-Management:

  • Schutz: Nur klar benannte Merkmale können gezielt erhalten werden.

  • Planung: Bei Bau- und Entwicklungsprojekten (z. B. Windenergie, Brücken, Stadtumbauten) müssen Auswirkungen auf die Attribute überprüft werden.

  • Vermittlung: Attribute machen den OUV für die Öffentlichkeit verständlich – sie übersetzen das „Welterbe“ in greifbare Aspekte.

Wichtig ist nicht nur die Benennung, sondern auch die räumliche Verortung der Attribute. Schutz bedeutet, das gesamte Umfeld einzubeziehen:

  • Welterbegebiet: Hier liegen die entscheidenden Attribute, die den OUV sichtbar machen.

  • Pufferzone und weiteres Umfeld: Auch sie beeinflussen, wie das Welterbe wahrgenommen und geschützt wird.

Hinzu kommen sogenannte weitere Werte, wie Natur- oder Landschaftsschutzgebiete. Auch wenn sie nicht Teil des OUV sind, unterstützen sie den Erhalt – oft überschneiden sich die Schutzbereiche.


Integriertes Welterbe-Management

Der moderne Ansatz des Welterbe-Managements ist integriert:

  • Er verbindet Welterbeschutz mit Denkmalpflege und Naturschutz.

  • Er berücksichtigt unterschiedliche Rechtsgrundlagen und Akteure.

  • Er schafft eine gemeinsame Basis für Schutz, Planung und Vermittlung.

Ein Beispiel ist der Industriekomplex der Zeche Zollverein , wo Attribute und weitere Werte systematisch gemeinsam erfasst und kartiert wurden. So entsteht eine fundierte Grundlage und auch eine konkrete Handlungsanweisungen für die Gestaltung und Materialität für zukünftige Bauprojekte.


Fazit: Attribute als Schlüssel zum Erhalt des Welterbes

Welterbe-Attribute sind mehr als eine technische Kategorie. Sie sind der Schlüssel, um den außergewöhnlichen universellen Wert einer Stätte zu sichern, zu erklären und erlebbar zu machen.

  • Sie helfen, das Wesentliche sichtbar zu machen.

  • Sie ermöglichen transparente Planung und fundierte Schutzmaßnahmen.

  • Sie bauen Brücken zwischen Kultur- und Naturschutz.

Wer Welterbe erhalten will, muss seine Attribute verstehen – nur so lässt sich unser gemeinsames Erbe für kommende Generationen bewahren.


 
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Von der Idee zur Anerkennung: Nominierungen für UNESCO-Welterbestätten

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Abgeschlossen: Sichtfeldstudie Residenzensemble Schwerin