ANTRAG FÜR DIE DEUTSCHE TENTATIVLISTEN
EUROPÄISCHE GROSSBOGEN-BRÜCKEN
DES 19. JAHRHUNDERTS
Vor dem Nominierungsprozess bei der UNESCO
Die Europäischen Großbogen-Brücken des 19. Jahrhunderts repräsentieren ein einzigartiges ingenieurtechnisches und architektonisches Erbe, das in außergewöhnlicher Weise die Entwicklungsstufen der Großbogenbrücken zur Zeit der Industrialisierung Europas dokumentiert. Die Denkmale vereinen gestalterische Eleganz mit technischer Innovation und demonstrieren die Errungenschaften der statischen Berechnungen. Als serielle, transnationale Nominierung spiegeln sie die Vielfalt der europäischen Brückenbaukunst und stehen für das Zusammenwachsen Europa, den Wissenstransfer und das Netzwerk der Ingenieure unserer modernen Zeit.
Transnationale serielle Nominierung
Die Konzeption dieser transnationalen und seriellen Nominierung basiert auf einer engen Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Staaten Frankreich, Portugal, Italien und Deutschland. Grundlage war eine detaillierte Analyse bestehender Welterbestätten und des globalen Vergleichsrahmens für Brückenbauten und Ingenieurbauwerke. Der herausragende universelle Wert (Outstanding Universal Value, OUV) der Brücken ergibt sich aus ihrer funktionalen, ästhetischen und konstruktiven Qualität sowie ihrer Rolle als Pioniere europäischer Infrastrukturentwicklung. Die ausgewählte Brücken zeigen die Entwicklung der modernen Baustatik, hin von eingespannten Bögen zu Dreigelenkbögen. Nie zuvor war es möglich solch steile und tiefe Täler mit Brückenbauwerken zu überspannen.
Ziel der Nominierung ist es, das gemeinsame technische Erbe sichtbar zu machen und unter einem gemeinsamen, seriellen Antrag zu schützen und zu vermitteln.
Attribute-Kartierung und vergleichende Analyse
Zur Erarbeitung der Nominierung wurde eine Kartierung der charakteristischen Attribute der Brücken durchgeführt – darunter Spannweiten, Baumaterialien, Konstruktionssysteme, Lagekontexte und die heutige Nutzung. Zudem wurden die Gemeinsamkeiten der Brücken betont und die jeweiligen Evolutionsstufen der Brücken heraus gestellt. Diese diente als Grundlage für eine vergleichende Analyse mit ähnlichen Ingenieurbauten weltweit und verdeutlicht die Einzigartigkeit des europäischen Brückenbau-Erbes des 19. Jahrhunderts im UNESCO-Kontext.
Internationale Standards im nationalen Verfahren
Die nationale Tentativlistennominierung wurde auf Basis internationaler Fachstandards und UNESCO-Richtlinien entwickelt. Diese neuen Standards sind angelehnt an die künftig erforderlichen Preliminary Assessments im UNESCO Nominierungsprozess. Die Konzeption ist wissenschaftlich fundiert, interdisziplinär abgestimmt und transnational getragen. Die inhaltliche Struktur verknüpft technische, architektonische und historische Aspekte der Brücken und bettet sie in ihre jeweiligen kulturellen und landschaftlichen Kontexte ein.
Herausforderung und Stärke: Serielle und transnationale Näherung
Die große Herausforderung liegt in der Koordination länderübergreifender Erhaltungsstrategien und Erzählstrukturen, insbesondere angesichts der Unterschiede in Schutzrecht, Nutzung und Zustand der Brücken. Zugleich liegt hierin die besondere Stärke der Nominierung: Sie verdeutlicht den grenzüberschreitenden Charakter technischen Fortschritts und den gemeinsamen europäischen Bezug dieser herausragenden Bauwerke.
Preliminary Assessment
Ein Preliminary Assessment ist eine neue und künftig verpflichtenden, vorgeschaltete Bewertungsphase im UNESCO-Welterbenominierungsprozess. Ziel ist es, frühzeitig zu prüfen, ob ein Projekt die grundlegenden Kriterien für einen Outstanding Universal Value (OUV) erfüllt und welche Erfolgschancen ein Antrag auf die Welterbeliste hat. Dabei werden Relevanz, Authentizität, Integrität und internationale Vergleichbarkeit der vorgeschlagenen Stätte analysiert.
Im Projekt „Transnationale serielle Nominierung – Europäische Großbogen-Brücken des 19. Jahrhunderts“ (2020) dient das Preliminary Assessment dazu, die technische, architektonische und historische Bedeutung dieser außergewöhnlichen Ingenieurbauwerke zu belegen. Durch die Bewertung von Konstruktionssystemen, Baumaterialien, Spannweiten und kulturellen Kontexten muss die Einzigartigkeit dieser Brücken im globalen Vergleich herausgestellt werden.
Als Grundlage für die spätere Nominierung nach UNESCO-Standards unterstützt das Preliminary Assessment eine strategische, wissenschaftlich fundierte und internationale Antragstellung – im Falle dieses Projekts in enger Kooperation zwischen Frankreich, Portugal, Italien und Deutschland.
Projektlaufzeit
2020
Projektinhalte
Preliminary Assessement
Tentativlisten-Antrag
Attribute-Kartierung
Nominierung
Projektbearbeiter
Jens Daube
Rolf Höhmann
Sebastian Jungblut
Sandra Kaiser





